Rückblick: Podiumsgespräch „Kloster – Leben – Inspirationen: verstaubt oder aktuell?“

Am Mittwochabend, den 18. September 2024, fand im Kloster Hegne ein spannendes und inspirierendes Podiumsgespräch unter dem Titel „Kloster – Leben – Inspirationen: Verstaubt oder aktuell?“ statt. Mehr als 100 Interessierte nahmen an der Veranstaltung teil, die von Dr. Peter Frey, ehemaliger Chefredakteur des ZDF, moderiert wurde.

Im Gespräch mit fünf Ordensleuten wurde deutlich, dass Klöster heute als Orte verstanden werden, die sich immer wieder auf neue Weise zu den Menschen hin öffnen und den Glauben in die heutige Zeit übersetzen. Offenheit und Ansprechbarkeit sind dabei zentrale Prinzipien. Die jeweilige Ordensspiritualität ist eine wichtige Kraftquelle, die den Ordensleuten hilft, sich selbst, die Welt und Gott klarer zu sehen. Schwester Sabine Adam (Congregatio Jesu, Augsburg) verglich ihre durch Ignatius von Loyola geprägte Spiritualität mit einer „3D-Brille“, die einen dreifachen Blick ermögliche: auf sich selbst, die Welt und auf Gott.

Bruder Niklaus Kuster vom Kapuzinerkloster Rapperswil betonte die Vorbildfunktion von Klöstern, insbesondere in ihrer Fähigkeit, durch ihre Lebensrhythmen und das Teilen von Zeit und materiellen Gütern einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. „Die großen gesellschaftlichen Fragen können Klöster zwar nicht lösen“, so Kuster, „aber sie können Brücken bauen.“

Veränderungsbereitschaft, Offenheit für Neuanfänge und für zeitbedingte Bedürfnisse – wie diese Haltungen konkret werden, zeigten weitere Beiträge, z. B. von Pater Stephan Vorwerk, der nach Jahrhunderten das benediktinische Leben auf der Reichenau wiedererweckt hat und mit Mitbrüdern und zwei philippinischen Schwestern das tägliche Lob Gottes im Stundengebet auf einladende Weise lebendig hält. Die Schwestern der Abtei Venio in München, der Schwester Carmen Tatschmurat angehört, öffnen Türen und Herzen, teilen ihr Leben mit Flüchtlingen und Migranten und erfahren in dieser inneren Offenheit und Weite, dass sie nicht nur Gebende, sondern in vielfacher Weise auch Empfangende sind. Schwester Benedicta-Maria belegte an den aktuellen Entwicklungen und Neuanfängen im Kloster Hegne, welche Inspiration und Kraft bis heute im Motto liegt, das den Gründer Pater Theodosius Florentini geleitet hat: „Was Bedürfnis der Zeit ist, ist Gottes Wille“.

Das Podiumsgespräch war Teil der Feierlichkeiten zum Jubiläum „1300 Jahre Reichenau“. Die Veranstaltung brachte fünf Ordensleute zusammen, die sich unter anderem den Fragen widmeten, welche Impulse das klösterliche Leben für Kirche und Gesellschaft geben kann und wie Ordensspiritualitäten zur Suche nach Gott inspirieren können.

Die Veranstaltung bot den Teilnehmenden nicht nur inspirierende Einblicke, sondern auch die Gelegenheit, sich bei einem Glas Reichenauer Wein auszutauschen und die besonderen Rhythmen klösterlichen Lebens zu entdecken.

Podiumsteilnehmende waren:
Schwester Sabine Adam (Congregatio Jesu, Augsburg)
Bruder Niklaus Kuster (Kapuzinerkloster Rapperswil, Schweiz)
Schwester Benedikta-Maria Kramer (Kloster Hegne)
Schwester Carmen Tatschmurat (Abtei Venio München)
Pater Stephan Vorwerk (Cella St. Benedict, Reichenau)